Toller Start für Aidenbacher Begegnungs-Cafe
Bei der Premiere in der Kreuzkirchenstraße herrschte richtig Andrang. Und die Zeitung titelte hinterher: "alle Erwartungen übertroffen". - Den kompletten 'pnp'-Bericht können Sie hier nachlesen.
Besonders erfreulich für Initiator Hermann Kaiser und seinen Helferkreis: Alle fühlten sich sichtlich wohl, genossen die interessante, freudige Atmosphäre und konnten z.B. miterleben, mit welcher Selbstverständlichkeit angebliche 'Muslim-Machos' beim Decken der Tische und beim Abräumen mitmachen. Oder wie locker und tolerant sie sich im christlichen Andachts-Raum bewegen. Da hätte so mancher Skeptiker so manches Vorurteil widerlegt gesehen! - Mehr Bilder aus dem Begegnungs-Cafe finden Sie hier in unserer Foto-Galerie
Natürlich soll diese lockere Reihe der Begegnungen fortgesetzt werden. Weil wir neugierig sind und uns selbst ein Bild davon machen möchten, wie fremde Menschen 'ticken'. Und weil wir den Männern, Frauen und Kindern, die zu uns nach Aidenbach geflohen sind, etwas Ablenkung von erlittenem Leid bieten wollen. Und sei es nur aus Dankbarkeit, dass uns - hier in der Mitte Europas - ein ähnliches Schicksal erspart bleibt.
Wenn Sie mehr wissen möchten über das Aidenbacher Begegnungs-Cafe: hier können sie unseren Flyer downloaden und ausdrucken.
Das nächste Treffen im Aidenbacher Begegnungs-Cafe ist für Do., 21. Juli, geplant. Wieder um 16 Uhr im ev. Gemeinderaum in der Kreuzkirchenstraße 2. - Bitte gleich vormerken. Und kommen!
Flüchtlinge: was sind das für Menschen?
Bei uns in Aidenbach leben derzeit rund 90 Kinder, Frauen und Männer, überwiegend aus Syrien, dem Irak, Äthiopien und Afghanistan. Für die ist hier alles fremd: Sprache, Kultur, unser Denken, Empfinden, die Art und Weise, wie wir miteinander umgehen.
Aber sie wollen lernen, sich anpassen, sich integrieren. Sie wollen arbeiten und selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen können. Praktisch alle hier in Aidenbach sind sehr freundlich und dankbar, dass sie hier aufgenommen wurden und versorgt werden. Und alle sind zutiefst besorgt, wenn – irgendwo in Deutschland – andere Migranten etwas Unrechtes tun.
Bürgerkriegs-Terror: für Frauen am Schlimmsten
Das war und ist leider immer und (fast) überall so: Frauen und Mädchen werden furchtbar oft wie 'Kriegs-Beute' behandelt. Nicht nur in islamischen Ländern. Allerdings: wer dort missbraucht wurde, ist lebenslänglich geächtet, 'unrein', oft von der Gesellschaft ausgestoßen.
Seit Anfang 2016 kommen vermehrt Frauen und Kinder ohne Mann nach Deutschland (lt. UNICEF bereits über 60%). Wie viele davon von ihren Familien verstoßen wurden, oder nur ihren Männern/ Vätern nachreisen, weiß noch niemand.
Appropos: das neue 'Asylpaket II' macht eine Familien-Zusammenführung nahezu unmöglich. Man kann erst nach 2 Jahren einen Antrag stellen und wie lange dessen Bewilligung dauert, steht noch 'in den Sternen'. Bis dahin: keine Chance, seine Familie legal und auf sicheren Wegen nachzuholen. - Die Schlepper werden sich freuen!
Glücklich aber innerlich 'zerrissen'
Das ZDF-'auslands-journal' hat kürzlich eine beeindruckende Reportage über eine syrische Familie ausgestrahlt: Vater vermisst, Mutter mit 4 Kindern aus Aleppo geflohen. Der Bericht zeigt ihr früheres Leben in der höllisch zerbombten alten Heimat, begleitet sie während der Flucht und nach ihrer Ankunft in Deutschland.
Hier, in Goslar, sind sie zwar endlich in Sicherheit, doch für die Fünf beginnt ein Leben mit ganz neuen Schwierigkeiten: ohne Vater / Ehemann, in einem völlig fremden Land - und mit ganz unterschiedlichen Emotionen und Reaktionen. Einfach auf's Bild klicken, um die ZDF-Doku (45 min.) anzuschauen.
Hauptproblem: warten und nichts tun können
Wer als Flüchtling nach Deutschland kommt, muss zunächst einmal Warten lernen. Monatelang. Auf den ersten offiziellen Deutschkurs, auf die unterschiedlichsten Bescheide – arbeiten, eigenes Geld verdienen ist vorerst nicht erlaubt. Selbst spontane Mini-Jobs oder Arbeiten für das Gemeinwohl erfordern eine besondere Genehmigung. Wie lähmend das alles ist, zeigt die ZDF-Dokumentation "zoom" (29 Min.). Einfach auf's Bild klicken.
Das lange Warten und die engen Vorschriften kann man erklären und begründen. Aber wir dürfen dabei auch die Kehrseite nicht übersehen: dadurch werden die Menschen zu Untätigkeit und Langeweile 'verdonnert' und quasi zwangsweise zum 'Rumgammeln' (v)erzogen. – In einem Land, in dem viele Branchen händeringend motivierte Leute suchen!
In Bayern lebt sich's heute sicherer als vor 10 Jahren
Erhebungen der Polizei belegen: trotz der vielen Schutzsuchenden, die 2015 zu uns geflohen sind, ist die Kriminalität im Freistaat nicht gestiegen. Zieht man von der erhobenen Gesamt-Zahl die Fälle von 'unerlaubter Einreise' ab, ergibt sich sogar ein Rückgang - sowohl gegenüber dem Vorjahr wie auch im langjährigen Trend.
Nach Recherchen der pnp ist Bayerns Bevölkerung in den
letzten 10 Jahren beständig gewachsen (also auch schon vor dem aktuellen Flüchtlings-Anstieg) und doch sei die Kriminalität im gleichen Zeitraum um rund 9 % gesunken. Sprich: weniger Gewalttaten,
weniger Vergewaltigungen, weniger Raubüberfälle.
Dieser Beitrag will nicht verallgemeinern - nur daran erinnern, dass Vorurteile gegen Fremde nicht fair sind
Mein Erlebnis mit Mitgranten: von Hermann Kaiser
Anfangs waren wir ein wenig irritiert
Es war im Frühjahr 1994 als ich mit meiner Lebensgefährtin und ihren beiden kleinen Kindern in eine neue Wohnung nach Erding zog. Vom Auto aus sahen wir eine verschleierte Frau mit einer Milchkanne an einem indischen Restaurant vorbeigehen. Das ist ja ein toller Eindruck, wenn man in einer ländlichen Kleinstadt in Oberbayern wohnen will! Die bayrischen Nachbarn schienen ganz freundlich zu sein. Am Klingelschild stand aber auch ein fremd klingender Name. Und prompt dahin wollte auch die verschleierte Frau. Sie wohnte da mit ihrem Sohn, dessen Frau und drei kleinen Enkeltöchtern, die sich sehr schnell mit unseren Kindern anfreundeten. Sie gingen auch in die gleiche Schule und so lernte man auch die Eltern dazu kennen: Mamo, ein zierlicher Äthiopier und Hewitt, seine rundliche, kleine Frau, die gern laut lachte und uns schließlich zum Inschera-Essen einlud. Das Fladenbrot war zart und lecker, die Bohnenfüllung eher scharf: uns kamen die Tränen, teils von der Schärfe aber eher vom Lachen der Gastgeber, dem wir uns einfach anschließen mussten.
Schließlich wurden sie ganz enge Bekannte, die wir nicht nur zur Hochzeit sondern auch zu Geburtstagen und sonstigen Feiern einluden. Wir erfuhren schließlich ihre Geschichte, warum sie aus Äthiopien fliehen mussten und nun hier um ihr Bleiberecht bangten. Als ihnen die Abschiebung drohte, kämpften wir mit allen Mitteln und konnten dies schließlich verhindern. Die Mädchen sind inzwischen groß und die ganze Familie ist gut in unsere Gesellschaft hineingewachsen.
Interessant ist aber auch für uns gewesen, dass eigentlich nur die Landsleute im Haus das Leben mit Beschwerden und Intrigen schwer gemacht haben. Den äthiopischen Nachbarn hingegen konnten wir nicht nur den Schlüssel sondern auch unsere Kinder anvertrauen.
Bessere Freunde, die uns auch mit ihrer lockeren und unverkrampften Weltanschauung einen ganz neuen Blickwinkel gegeben haben, sind uns nie wieder begegnet.
Wenn Sie auch positive Erlebnisse mit Migranten hatten, würden wir gern darüber berichten -
bitte melden Sie sich bei uns
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